Civray-Stiftung
Am 20.10.1983 wurde durch Erlass der Landesregierung von Schleswig-Holstein die Hedda de Civray-Stiftung genehmigt. Grundlage der Genehmigung nach dem Stiftungsgesetz vom 13.07.1972 war die Satzung der Stiftung. Sie bestimmt nach dem Willen Hedda de Civrays den Vorstand (Hans – Peter und Lenchen Stricker ) und die Aufgabe der Stiftung. Außerdem wurde angeordnet, dass das Rechtsamt der Hansestadt Lübeck die staatliche Aufsicht über die Stiftung übernimmt. Für jedes Rechnungsjahr müssen die Bilanzen (Einnahmen, Ausgabe, Vermögensübersicht und Bericht über die Aktivitäten) vorgelegt werden. Auch erfolgt die Prüfung der Rechnungsbelege durch die Behörde. Überdies ist es erforderlich, dem Finanzamt die Jahresabrechnungen zu übersenden, damit die Stiftung als gemeinnützig und steuerfrei anerkannt bleibt.
Nachdem das Nachlassvermögen durch die kalifornische Bank transferiert worden war, wurde bei der Deutschen Bank in Lübeck das Geld in mündelsichere Wertpapiere angelegt und neben dem Wertpapierkonto ein Girokonto eingerichtet.
Mit dem Beginn des Jahres 1984 begann die Stiftung ihre Arbeit. Das Eröffnungsvermögen betrug damals 204.807,38 DM. Am 31.12.1993 – dem letzten Jahresabschluss – betrug das Vermögen 224.598,46 DM.
In den letzten 10 Jahren des Wirkens der Stiftung wurden durch die Zinsen des angelegten Kapitals 139.480,28 DM eingenommen. Damit konnten nach den Bestimmungen der Stifterin hilfsbedürftige Mädchen aus Lübeck, die eine weiterführende Schule besuchen oder sich in der Ausbildung befinden, unterstützt und gefördert werden. Insgesamt wurden dafür in 10 Jahren 124.220,84 DM ausgegeben. Vorwiegend wurden Sprachreisen in andere Länder ganz oder teilweise - je nach Bedürftigkeit - gefördert und unterstützt.
29 Mädchen nahmen an dreiwöchigen Reisen nach England teil,
10 besuchten Sprachkurse in Frankreich,
3 reisten während der Sommerferien in die USA,
4 Schülerinnen erhielten Unterstützungen für Reisen nach Norwegen, Niederlande, usw.,
3 Schülerinnen wurde durch die Unterstützung der Stiftung die Teilnahme an Studienfahrten ihrer Schule ermöglicht,
15 erhielten - je nach Bedürftigkeit - Unterstützungen zur Teilnahme an Klassenfahrten,
5 Mädchen konnten an Ferienlagern teilnehmen,
37 Schülerinnen erhielten unterschiedliche Unterstützungen, um sie als Mitglieder ihres Schulorchesters nicht von der Konzertreise des Orchesters auszuschließen,
2 Mädchen wurden in ihrer Ausbildung gefördert (Musikunterricht, Dolmetscherausbildung),
1 musikbegabte Schülerin erhielt auf Kosten der Stiftung zwei Flöten,
10 Mädchen wurden bei der Anschaffung von Kleidung und Schuhen unterstützt. Darunter befanden sich Schülerinnen, die mit ihren Eltern unter Zurücklassung aller Habe aus der in den 80er Jahren noch bestehenden DDR gekommen waren.
Die Stiftung konnte nur durch die Unterstützung und Mithilfe von Lehrerinnen und Lehrern verschiedener Schulen Lübecks arbeiten.
Durch Rückmeldungen und Rückfragen wurde versucht, die Ergebnisse der Förderungen und Unterstützungen zu erfassen. Jedes geförderte und unterstützte Mädchen erhielt übrigens eine schriftliche Darstellung über das Leben der Stifterin.
Die Verwaltungskosten der Stiftung sind gering. Der Stiftungsvorstand arbeitet ehrenamtlich. Lediglich in der Gründungsphase entstanden höhere Kosten. Für Rechtsanwalt und Gebühren mussten damals 3.463,43 DM bezahlt werden. Die Bankkosten (Depotgebühren für die Wertpapiere und Kontoführungsgebühren) betrugen in 10 Jahren insgesamt 2.277,55 DM. Bewerbungen für das jeweils laufende Jahr sollten bis zum 31.03. eines Jahres bei der Schulleitung der Ernestinenschule eingehen.
Der Stiftungsvorstand
Biographie Hedda de Civray, geb. Wilhelm (1889 - 1981)
Hedda Wilhelm wurde 1889 in Lettland als Tochter eines Gutsverwalters geboren. Mit ihren Brüdern verlebte sie ihre Kindheit in mitten der großen Waldgebiete Livlands. Unmittelbar nach der Jahrhundertwende zog die Familie nach Lübeck. Hedda Wilhelm besuchte die Ernestinenschule, auch als nach dem frühen Tod des Vaters die Familie in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet. Nach dem erfolgreichen Schulbesuch erwarb sie am Lehrerinnenseminar der Ernestinenschule die Befähigung für die Erteilung des Unterrichtes an mittleren und höheren Mädchenschulen. Ihre Unterrichtstätigkeit begann mit einer Hauslehrerinnenstelle in St. Petersburg. Dort unterrichtete sie die Töchter einer Adelsfamilie.
Ein Bruder war mit der Mutter nach dem Tod des Vaters in die USA ausgewandert. Hedda besuchte ihren Bruder und begeisterte sich für das Land, das sie damals im Staate Montana noch in Ursprünglichkeit erlebte. Als der Bruder durch einen Unfall starb, nahm sie sich ihrer Mutter an und beabsichtigte nach Europa zurückzukehren. Jedoch der Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 verhinderte die Rückkehr. Sie musste sich in den USA eine Beschäftigung suchen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Anfangs bestätigte sie sich als Klavierlehrerin, indem sie auf dem "Pferderücken" durch das Land zog. Im Sommer unterrichtete sie Fremdsprachen in Ferienkursen amerikanischer Lehrer. Da ihr in Lübeck erworbenes Lehrerinnenexamen für die Anstellung im amerikanischen Schuldienst nicht erkannt wurde, begann sie ein Studium an der Universität von Montana, das sie 1917 mit dem "Bachelor of Arts" abschloss. Ihr besonderes Interesse und ihre herausragende Begabung lagen bei den Fremdsprachen. Sie beherrschte Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Dänisch und Russisch fließend.
Anfangs unterrichte sie in Oregon und ging dann nach Kalifornien. In Berkeley fand sie mit ihrer Mutter den festen Wohnsitz. Es folgte die Eheschließung. 1925 wurde sie Lehrerin an der Fremont High School in der angrenzenden Stadt Oakland. In ihrer 30-jährigen Tätigkeit an dieser Schule erwarb sie sich unter Schülern und Lehrern große Beliebtheit. Ihre Unterrichtsfächer waren Deutsch, Französisch und Spanisch. Durch ihre unkomplizierte und menschliche Art gewann sie sich viele Freunde. Begeistern konnte sie ihre Schüler, wenn sie von ihren ausgedehnten Reisen (in alle Erdteile) berichtete. Lübeck empfand sie jedoch bei aller Weltläufigkeit als ihre Heimatstadt. Immer wieder kam sie zu Besuchen hierher.
Durch den frühen Tod des Vaters war die Familie vor dem 1. Weltkrieg in wirtschaftliche Not geraten. Die Fortsetzung des Schulbesuchs für die Tochter an der Ernestinenschule war damals finanziell nicht mehr zu verkraften. Dank eines Stipendiums brauchte sie jedoch ihre Ausbildung kurz vor dem Abschluss nicht abzubrechen. In Erinnerung daran, bestimmte sie in ihrem Testament, dass der größte Teil ihres Vermögens in eine Stiftung für "needy girls in lübeck" einzubringen sei, um ihnen durch die finanzielle Unterstützung Ausbildungen und Reisen zu ermöglichen. Dank der Bemühungen von Marcelle Weed aus Oakland, einer ehemaligen Schülerin der Stifterin, konnte die Hedda-de-Civray-Stifung nach Überwindung bürokratischer Schwierigkeiten 1984 ihre Arbeit in Lübeck aufnehmen.
Auf Forschungstour zum Nordkap
Die Nordkapexpedition ist eine Master MINT Expedition, die von der IJM Stiftung (Institut für Jugendmanagement) Stiftung Heidelberg veranstaltet wurde. Die meisten der 25 Schüler (7. bis 10. Klasse), die mitgefahren sind, erfuhren über die Schule von der Expedition, die spannende Forschungen, viele Busfahrten, Wanderungen und Übernachtungen in drei bis vier-Sterne-Hotels bereit hielt. Doch um dort mitfahren zu dürfen, musste man eine Bewerbung schreiben und wenn möglich Sponsoren finden, die zumindest einen Teil der 1250 € bezahlen.
Wir, die Schüler, die angenommen wurden, trafen uns am 10.5.12 um sechs Uhr abends in Heidelberg und bekamen dort die ersten Eindrücke von den anderen Schülern. Dort legten wir eben falls die Forschungsziele in den 8 Forschungsgebieten fest. Diese waren: Fauna, Flora, Klima, Seen und Gewässer, Industrie und Wirtschaft, Infrastruktur und Verkehr, MSK (Mensch, Sprache, Kultur) sowie Medien, wobei letztere alles dokumentiert, was am Tag passiert ist. In Heidelberg überlegten wir uns außerdem Forschungsmethoden und legten die Gruppen fest, in denen am ersten Tag geforscht werden sollte.
Etwa um Mitternacht fuhren wir los: Es ging über Puttgarden mit der Fähre nach Dänemark und dann nach einer Stadtrundfahrt durch Kopenhagen weiter nach Helsingborg, wo wir unsere erste Nacht verbrachten. Am zweiten Tag ging es weiter nach Stockholm und am dritten Tag ging es, unterbrochen von einer etwa drei stündigen Wanderung durch den Skuleskogens Nationalpark, weiter nach Umeå. Am vierten Tag überquerten wir auf dem Weg nach Rovaniemi den Polarkreis und kamen der Santa Claus Village vorbei. Nachdem wir am fünften Tag bis Alta fuhren, erreichten wir am sechsten Tag endlich das Nordkap. Auf der Rückfahrt durch Finnland übernachteten wir in Honningvåg, Luosto, Kuopio, auf der Fähre von Turku nach Stockholm und in Karlskrona. Wir machten außerdem noch Stadtrundfahrten in Helsinki und Stockholm.
Wir forschten täglich in wechselnden Gruppen, die drei bis vier Leute enthielten. Jede dieser Gruppen beschäftigte sich mit einem der 8 Forschungsthemen: Bei den kurzen Forschungsstopps, die täglich eingelegt wurden, untersuchte die Gewässer-Gruppe die Gewässer auf PH-Wert, Cabonhärte usw., die Flora-Gruppe die Pflanzen und die Fauna-Gruppe die Tiere. Die anderen Gruppen forschten meist im Bus durch Beobachtung und befragten bei den Stopps Personen. Die Ergebnisse wurden dann während der Busfahrt ausgewertet und in einer Dokumentation sowie einer Präsentation zusammengefasst. Letztere wurde immer am nächsten Morgen während der Weiterfahrt im Bus gehalten. Die Medien dokumentierte die Arbeit der anderen Gruppen und schrieb einen Tagesbericht, der täglich auf Facebook veröffentlicht wurde.
Die Expedition gefiel mir sehr gut und die Kritik, die man zu den Präsentationen bekam, war sehr hilfreich. Ich würde die Expedition jedem empfehlen der sich für die Themen interessiert. Weitere Infos unter: www.master-mint.de
Besonders möchte ich der Hedda-de-Civray-Stiftung Lübeck danken, die mir durch eine finanzielle Unterstützung diese Reise ermöglichte.
Gwen Kunde