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Forschung in der Landesbibliothek Eutin

„Ein Lübecker ist sich selbst genug“* - Ja, sicherlich, aber eben nicht immer.
Was nur holte die Schüler der Q2a und Q2c am 10.01.2023 aus der Schule und ins lebhafte Eutin? Die Landesbibliothek Eutin und das Angebot, dort in einem Seminar in Originalquellen über die NS-Ideologie zu recherchieren.


Früh morgens nahmen wir mit unserer Geschichtslehrerin Frau Niehaus den Zug nach Eutin, für die große Mehrheit tatsächlich der erste Besuch dieser Stadt, und bekamen auf dem Weg zur Bibliothek gleich noch das Schloss Eutin und den Schlossplatz zu sehen, bevor uns Herr Doktor Baudach, der Bibliotheksleiter, empfing.

Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte der Stadt Eutin und die damit verbundene Geschichte der Bibliothek teilten wir uns in Gruppen zu verschiedenen Themenbereichen rund um die Art der vorhandenen Quellen und die Art der NS-Propaganda ein. Drei Gruppen beschäftigten sich je mit Kinder-, Schul- und Jugendbüchern, teils von der Bibliothek oder unserer Lehrerin beigesteuerte Originale, teils Kopien, denn von den Originalen befanden sich einige schon in einem bedenklichen Zustand.
Die anderen Gruppen recherchierten in Zeitungen, lasen sich in Text- und Bildmaterial rund um die Olympiade 1936 in Berlin und die bildliche Selbstinszenierung der Nationalsozialisten ein und beschäftigten sich mit Reiseberichten – die Art Literatur, die ein Alleinstellungsmerkmal dieser Bibliothek ist.


An die vier Stunden blätterten wir durch die alten Bücher und Hefte und mussten feststellen, dass man in dieser Zeit sehr viel weniger schafft, als man vielleicht wollte. Die Aufgabe, aus unseren Quellen Zeichen der NS-Ideologie herauszufiltern, gab viel her und je nach Quelle hatten wir teilweise das Gefühl, einfach das ganze Schriftstück an sich vorlesen zu können. Unsere Kurzpräsentationen am Ende der Recherchezeit bestanden dann auch hauptsächlich aus Zitaten und dem Zeigen von Bildern, schließlich war das ja eigentlich, wofür wir gekommen waren: So viele Beispiele wie möglich zu sehen und die Propaganda so hautnah unter die Lupe zu nehmen wie heute noch möglich. Tatsächlich fanden wir die meisten Stichpunkte, mit denen wir uns schon im Unterricht beschäftigt hatten, wieder, und auf vieles, wie den omnipräsenten Führerkult der NS-Zeit oder ständige Beeinflussung der Kinder und Jugendlichen, stießen wir immer wieder in den verschiedenen Quellen.


Die Atmosphäre in dem Seminarraum war mehr als nur gemütlich, das alte, noch von Balken durchzogene Dachgeschoss mit den Gruppentischen bat einen wunderbaren Raum, um gemeinsam zu forschen. Und auch Herr Doktor Baudach und Frau Niehaus unterstützten uns mit Antworten auf unsere vielen Fragen und willige Kooperation bei Interesse nach weiteren Quellen zu anderen Themen. Besonders an dieser Art der Recherche war für uns auch, dass es sich doch ganz anders auf einen auswirkt, als ein Lehrbuchtext in der Schule oder irgendein Internettext. So sprachen wir beispielsweise darüber, wie wir uns persönlich beim Lesen der Quellen fühlten, was die Texte mit uns machten und fühlten uns dem Grauen, das aus dieser Propaganda entstehen würde, plötzlich viel näher. Dafür sorgten hauptsächlich die Kinder- und Jugendbücher, schließlich richteten sie sich teils an Leute in genau unserem Alter und noch mehr an Jüngere, an genau die, die sich leicht beeinflussen lassen und die die Zukunft formen werden.


Mit dieser Mischung aus Schock und Wissenserweiterung endete dann auch die Veranstaltung. Alles in Allem sehr interessant, nicht nur auf der Inhalts- und Unterrichtsebene, sondern auch auf der methodischen Ebene und ein Eindruck, der sich hoffentlich noch nachhaltig bei uns im Geschichtsunterricht halten wird.

Lisa, Q2a

*Zitat Herr Baudach

Landesbibliothek Eutin